Mittwoch, 10. Dezember 2008
Schusters Entlassung setzt Reals Krise kein Ende
Bild: Juande Ramos (c) dpa
Bei der Ablösung von Trainer Bernd Schuster hatte Real Madrid es so eilig, dass der Nachfolger Juande Ramos sich nicht einmal in Ruhe einkleiden konnte.
«Man gab mir einen Trainingsanzug, und ich weiß nicht, ob er mir richtig passt», berichtete der neue Coach des spanischen Fußballmeisters. «Ich hatte nicht einmal Zeit, in den Spiegel zu schauen.»
Ganz so überrascht dürfte der 54-Jährige allerdings nicht gewesen sein: Der ehemalige Trainer von Tottenham Hotspur und des FC Sevilla hatte schon seit Wochen gewusst, dass er bei Real als möglicher Nachfolger Schusters gehandelt wurde. Das Schicksal des «blonden Engels» bei den «Königlichen» war seit dem 15. November praktisch besiegelt. Damals hatten Sportdirektor Pedja Mijatovic und weite Teile des Vorstands den Trainer nach Reals 0:1-Niederlage bei Real Valladolid entlassen wollen. Nur Clubchef Ramón Calderón war nach spanischen Medienberichten gegen Schusters Hinauswurf.
Drei Wochen später konnte auch der Präsident den Trainer nicht mehr halten. Schuster hatte mit seiner Behauptung, Real habe im Derby beim Rivalen FC Barcelona keine Chance, den Stolz der Madrilenen verletzt. Der Deutsche wurde so zum zweiten Real-Coach nach John Toshack, der wegen einer Äußerung sein Amt verlor. Der Waliser hatte 1999 seinen Hinauswurf mit dem Satz provoziert: «Eher fliegt ein Schwein über das Bernabéu-Stadion, als dass ich mich ändere.»
In der spanischen Fußballwelt herrschte weitgehend Übereinstimmung darüber, dass Schuster dem Verein keine andere Wahl gelassen habe. Man ist sich aber auch einig, dass der entlassene Trainer nicht der Hauptschuldige für die Krise der «Königlichen» war. «Mijatovic hat (mit seiner verfehlten Saisonplanung) zehnmal so viele Fehler begangen wie Schuster», schrieb das Sportblatt «Marca». «Es ist ein Wahnsinn, vier Tage vor dem Schlagerspiel bei Barça den Trainer zu wechseln.»
Mit dem Hinauswurf Schusters ist die Krise bei Real keineswegs überwunden. Nun geraten Mijatovic und Calderón ins Zentrum der Kritik. Der Sportchef und der Präsident hatten im Sommer alle Forderungen des Trainers nach einer Stärkung des Kaders in den Wind geschlagen. «Für Schuster war bei Real kein Platz mehr, aber auch Calderón hat dort nichts mehr zu suchen», meint Alfredo Relaño, Chefredakteur des Sportblatts «As». Der Ruf des Clubchefs ist auch deshalb angeschlagen, weil er auf einer Versammlung Mitglieder eines radikalen Fanclubs aufmarschieren und Oppositionelle niederschreien ließ. Die Zeitung «El Mundo» forderte eine neue Präsidentenwahl.
Der einzige ruhende Pol in all dem Wirrwarr ist der Kapitän Raúl. Das 31 Jahre alte Idol «überlebte» in seiner Profi-Karriere beim Rekordmeister fünf Präsidenten, sechs Sportdirektoren und zwölf Trainer. Raúl nahm nun die Fäden in die Hand. Sein Wort gab nach Angaben der Zeitung «El País» den Ausschlag dafür, dass Calderón der Entlassung Schusters zustimmte. Der Stürmer könnte auch bei der Verpflichtung des neuen Trainers eine Rolle gespielt haben: Er hat denselben Manager wie Juande Ramos.
Quelle: victipp.de
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